Telegram hat sich mit über 900 Millionen aktiven Nutzern als einer der beliebtesten Messenger etabliert – nicht zuletzt wegen seiner benutzerfreundlichen Oberfläche und der vielseitigen Funktionen. Doch wie bei jedem digitalen Kommunikationstool lauern auch hier Sicherheitsrisiken, die viele Nutzer unterschätzen. Wichtig zu wissen: Normale Telegram-Chats verwenden keine End-zu-End-Verschlüsselung, sondern serverbasierte Verschlüsselung. Die gute Nachricht: Mit den richtigen Einstellungen können Sie Ihr Telegram-Konto deutlich sicherer machen.
Zwei-Faktor-Authentifizierung: Ihr digitaler Türsteher
Der wichtigste Schutzwall für Ihr Telegram-Konto ist die Zwei-Faktor-Authentifizierung. Diese Funktion ist wie ein zweiter Schlüssel, der verhindert, dass Unbefugte auch bei einem kompromittierten Passwort Zugang erhalten. Ohne diese Schutzmaßnahme sind Telegram-Konten anfällig für Account-Übernahmen und SIM-Swapping-Angriffe. Navigieren Sie zu den Einstellungen und wählen Sie „Privatsphäre und Sicherheit“. Hier finden Sie die Option „Zwei-Schritt-Verifizierung“.
Bei der Einrichtung werden Sie aufgefordert, ein zusätzliches Passwort zu erstellen. Dieses sollte sich deutlich von Ihrem regulären Passwort unterscheiden – am besten eine Kombination aus Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen mit mindestens 12 Zeichen Länge. Telegram fragt zusätzlich nach einer E-Mail-Adresse für den Notfall – verwenden Sie hier eine sichere und aktuelle Adresse, die Sie regelmäßig überprüfen.
Passwort-Strategien für maximale Sicherheit
Ein starkes Passwort ist das Fundament Ihrer Telegram-Sicherheit. Verzichten Sie auf vorhersehbare Kombinationen wie Geburtsdaten oder Namen von Haustieren. Stattdessen empfiehlt sich die Passphrase-Methode: Denken Sie sich einen ungewöhnlichen Satz aus und modifizieren ihn. Beispielsweise könnte „Meine Katze trinkt täglich 3 Tassen Kaffee!“ zu „MKtt3TK!“ werden.
Noch effektiver sind Passwort-Manager wie Bitwarden oder KeePass. Diese Tools generieren nicht nur unknackbare Passwörter, sondern speichern sie auch verschlüsselt ab. So müssen Sie sich nur noch ein Master-Passwort merken und haben trotzdem für jeden Dienst ein einzigartiges, starkes Passwort.
Medien-Downloads intelligent konfigurieren
Eine oft übersehene Schwachstelle sind automatische Medien-Downloads. Sicherheitsexperten warnen vor gefälschten Bots und schädlichen Inhalten in Telegram-Gruppen, die Malware verbreiten oder Phishing-Angriffe durchführen können. Cyberkriminelle nutzen manipulierte Bilder oder Videos, um Schadsoftware zu verbreiten oder persönliche Daten abzugreifen. Gehen Sie in die Telegram-Einstellungen und wählen Sie „Daten und Speicher“.
Hier sollten Sie die automatischen Downloads deaktivieren:
- Für unbekannte Kontakte komplett ausschalten
- Bei bekannten Kontakte selektiv vorgehen
- Downloads nur über WLAN erlauben
- Mobile Daten für Downloads ausschließen
Gruppenmedien separat behandeln
In Telegram-Gruppen ist besondere Vorsicht geboten. Deaktivieren Sie hier grundsätzlich automatische Downloads, da Sie nicht alle Gruppenmitglieder persönlich kennen. Laden Sie Medien nur dann herunter, wenn Sie dem Absender vertrauen und den Inhalt erwarten.
Aktive Sitzungen: Ihr Frühwarnsystem
Eine der wertvollsten Sicherheitsfunktionen von Telegram versteckt sich im Menü „Privatsphäre und Sicherheit“ unter „Aktive Sitzungen“. Hier sehen Sie alle Geräte, die derzeit mit Ihrem Telegram-Konto verbunden sind – inklusive Standort, Gerätetype und letzter Aktivität.
Überprüfen Sie diese Liste mindestens einmal wöchentlich. Unbekannte Einträge sind ein klares Warnsignal für unbefugten Zugriff. Besonders verdächtig sind Sitzungen aus ungewöhnlichen Ländern oder von Gerätetypen, die Sie nicht besitzen. Mit einem Fingertipp können Sie verdächtige Sitzungen sofort beenden.
Verdächtige Aktivitäten richtig deuten
Achten Sie auf Details: Ein iPhone-Eintrag, obwohl Sie nur Android nutzen, oder eine Sitzung aus einem Land, das Sie nie besucht haben, sind deutliche Alarmsignale. Auch ungewöhnliche Uhrzeiten können Hinweise geben – warum sollte Ihr Konto um 3 Uhr nachts aktiv sein, wenn Sie schlafen?
Secret Chats für maximale Verschlüsselung
Für wirklich sensible Gespräche sollten Sie ausschließlich Secret Chats verwenden. Secret Chats: Echte End-zu-End-Verschlüsselung bieten im Gegensatz zu normalen Chats, die auf Telegram-Servern gespeichert werden, wahren Schutz. Die „Selbstzerstörende Nachrichten“ in geheimen Chats sorgen dafür, dass sensible Informationen automatisch gelöscht werden. Diese verschlüsselten Unterhaltungen sind nur auf den beteiligten Geräten sichtbar und können nicht einmal von Telegram selbst entschlüsselt werden.
Ein weiterer Profi-Tipp: Aktivieren Sie die Bildschirmsperre für die Telegram-App. Diese Funktion verwendet Ihren Fingerabdruck oder Face-ID als zusätzliche Sicherheitsebene, falls Ihr Smartphone in falsche Hände gerät.
Datenschutz-Einstellungen optimieren
Sicherheitsexperten empfehlen dringend, Ihre Privatsphäre-Einstellungen anzupassen. Bestimmen Sie genau, wer Ihre Telefonnummer sehen kann, wer Sie zu Gruppen hinzufügen darf und ob Ihr „Zuletzt online“-Status sichtbar sein soll. Setzen Sie diese Einstellungen auf „Meine Kontakte“ oder „Niemand“, um die Informationen zu begrenzen, die Fremde über Sie erfahren können.
Die Funktion „Anrufe“ verdient besondere Aufmerksamkeit: Hier können Sie P2P-Verbindungen für Kontakte außerhalb Ihres Adressbuchs deaktivieren. Das verhindert, dass Unbekannte Ihre IP-Adresse während Anrufen einsehen können. Telegram ermöglicht standardmäßig, dass Nutzer ohne Zustimmung zu Gruppen hinzugefügt werden können – ändern Sie diese Einstellung unbedingt.
Realitätscheck: Telegram und Cyberkriminalität
Seien Sie sich bewusst, dass Telegram häufig von Cyberkriminellen für den Handel mit gestohlenen Daten und illegale Aktivitäten genutzt wird. Nach der Verhaftung von CEO Pavel Durov im August 2024 und entsprechenden Änderungen der Datenschutzrichtlinien teilt Telegram nun Nutzerdaten bei rechtsgültigen Anfragen mit Behörden. Diese Entwicklung zeigt, dass auch Telegram nicht über dem Gesetz steht.
Regelmäßige Sicherheits-Checkups durchführen
Sicherheit ist kein einmaliger Vorgang, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Erstellen Sie sich eine monatliche Erinnerung, um Ihre Telegram-Sicherheitseinstellungen zu überprüfen. Diese Kontrollen sollten folgende Punkte umfassen:
- Aktive Sitzungen kontrollieren
- Privatsphäre-Einstellungen überdenken
- Neue Sicherheitsfeatures prüfen
- Passwort-Stärke bewerten
Besonders nach Reisen oder der Nutzung öffentlicher WLAN-Netzwerke sollten Sie eine außerplanmäßige Kontrolle durchführen. Diese Netzwerke sind beliebte Angriffsziele für Cyberkriminelle, die versuchen, Zugangsdaten abzufangen.
Mit diesen Maßnahmen können Sie Ihr Telegram-Konto deutlich sicherer machen. Denken Sie jedoch daran, dass normale Telegram-Chats nicht die gleiche Sicherheit bieten wie Messenger mit standardmäßiger End-zu-End-Verschlüsselung. Für wirklich sensible Kommunikation sind Secret Chats oder alternative Messenger die bessere Wahl. Die Einrichtung der beschriebenen Sicherheitsmaßnahmen dauert nur wenige Minuten, aber der Schutz vor Datendiebstahl und anderen Cyberbedrohungen rechtfertigt jeden Aufwand.
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