Das sind die 4 Persönlichkeitsmerkmale von Menschen, die fremdgehen, laut Psychologie

Du kennst das Gefühl: Dein Partner verhält sich plötzlich seltsam, versteckt das Handy und wirkt abwesend. Dieser Moment, in dem dein Bauchgefühl dir sagt, dass etwas nicht stimmt. Millionen Menschen weltweit erleben diese Situation – und leider bestätigt sich der Verdacht oft. Aber warum gehen manche Menschen fremd, während andere selbst in schwierigen Zeiten treu bleiben? Die moderne Psychologie hat herausgefunden, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale das Risiko für Untreue drastisch erhöhen.

Eine wegweisende Metaanalyse von McNulty und Widman aus dem Jahr 2014 zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen speziellen Charakterzügen und der Wahrscheinlichkeit zu betrügen. Die Antwort liegt tiefer, als du denkst – es geht nicht nur um mangelnde Liebe oder schlechten Charakter.

Der Narzissmus-Faktor: Wenn das Ego wichtiger ist als die Liebe

Fangen wir mit dem Elefanten im Raum an: Narzissmus. Und nein, damit meinen wir nicht jeden, der gerne Selfies postet oder stolz auf seine Erfolge ist. Narzissmus ist ein tiefgreifendes Persönlichkeitsmuster, das durch ein übersteigertes Selbstbild, mangelnde Empathie und ein unstillbares Bedürfnis nach Bewunderung gekennzeichnet ist.

Die Forschung von McNulty und Widman zeigt deutlich: Menschen mit ausgeprägten narzisstischen Zügen haben eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, ihre Partner zu betrügen. Das liegt nicht daran, dass sie grundsätzlich böse sind, sondern an der Art, wie sie Beziehungen betrachten. Für sie sind andere Menschen oft nur Spiegel, die ihr Ego reflektieren sollen.

Für deinen Partner bist du nicht wirklich eine eigenständige Person mit eigenen Bedürfnissen, sondern eher ein lebendiges Accessoire für sein Selbstbild. Wenn dieser „Spiegel“ nicht mehr genug Glanz zurückwirft oder ein neuer, aufregenderer auftaucht, wird gewechselt. So brutal es klingt: Für stark narzisstische Menschen sind Beziehungen oft transaktional – sie geben nur so viel, wie sie zurückbekommen.

Die Impulskontrolle-Katastrophe: Wenn das Gehirn keine Stopp-Taste hat

Ein weiterer Schlüsselfaktor ist die mangelnde Impulskontrolle. Jones und Kollegen fanden 2017 heraus, dass Menschen mit schwacher Selbstkontrolle deutlich häufiger zu Untreue neigen. Das macht evolutionär sogar Sinn – unsere Vorfahren mussten schnell auf Gelegenheiten reagieren. Heute wird das zum Problem.

Die meisten von uns haben schon mal jemand anderen attraktiv gefunden, auch wenn wir vergeben waren. Das ist völlig normal. Der Unterschied liegt darin, was danach passiert. Menschen mit guter Impulskontrolle denken: „Okay, attraktiv, aber ich bin vergeben und handle entsprechend.“ Menschen mit schwacher Impulskontrolle denken: „Will ich haben, jetzt sofort“ – und handeln, ohne die Konsequenzen zu durchdenken.

Diese Impulsivität beschränkt sich übrigens selten nur auf Beziehungen. Diese Menschen haben oft auch Probleme mit Geld, machen spontane Karriereentscheidungen oder vernachlässigen ihre Gesundheit. Es ist, als wäre ihr Gehirn ein Auto ohne funktionierende Bremsen.

Die Dunkle Tetrade: Wenn vier Eigenschaften zum Beziehungs-Desaster werden

Hier wird es richtig spannend: Die Psychologie spricht von der „Dunklen Tetrade“ – vier Persönlichkeitsmerkmale, die einzeln oder kombiniert problematisch werden können: Narzissmus, Machiavellismus, Psychopathie und Sadismus. Eine aktuelle Studie von March und Kollegen aus 2023 untersuchte genau diese Verbindung zur Untreue.

Die Ergebnisse sind aufschlussreich: Hoher Narzissmus erhöht vor allem die Wahrscheinlichkeit für emotionale Untreue – also das Eingehen tiefer emotionaler Verbindungen zu anderen. Psychopathische Züge korrelieren sowohl mit emotionaler als auch körperlicher Untreue. Menschen mit sadistischen Tendenzen neigen zu dem, was Forscher „böswillige Untreue“ nennen – Fremdgehen mit der bewussten Absicht, den Partner zu verletzen.

Bevor du jetzt anfängst, jeden Ex zu pathologisieren: Diese Merkmale existieren auf einem Spektrum. Die wenigsten Menschen haben alle vier stark ausgeprägt. Es geht darum, Muster zu erkennen, nicht um Diagnosen zu stellen.

Das Bestätigungsmonster: Wenn Komplimente wie Drogen wirken

Viele Menschen, die fremdgehen, haben ein unstillbares Bedürfnis nach Bestätigung. Studien von DeWall und Kollegen aus 2011 zeigen den Zusammenhang zwischen niedrigem Selbstwert und erhöhter Untreue-Neigung. Diese Menschen haben ein Loch in ihrem Selbstwertgefühl, das sie ständig mit Aufmerksamkeit, Komplimenten und Bewunderung zu stopfen versuchen.

Das Tückische: Egal wie viel Bestätigung sie bekommen, es ist nie genug. Sie können in einer liebevollen Beziehung sein, aber das reicht nicht. Sie brauchen die Aufregung der Eroberung, das Gefühl, unwiderstehlich zu sein, den Kick des Verbotenen. Es ist wie eine Sucht – eine Dosis ist nie genug, es muss immer mehr her, immer intensiver, immer neuer.

Besonders perfide: Diese Menschen sind oft unglaublich charmant. Sie haben gelernt, schnell eine Verbindung aufzubauen und anderen das Gefühl zu geben, etwas Besonderes zu sein. Das ist nicht unbedingt bewusst manipulativ – oft ist es ein automatisiertes Verhalten, um die ersehnte Bestätigung zu bekommen.

Warnsignale, die du nicht ignorieren solltest

Nach all der Theorie fragst du dich wahrscheinlich: Wie erkenne ich diese Merkmale in der Praxis? Die Forschung zur Dunklen Tetrade und zu narzisstischen Persönlichkeitsmustern hat einige Verhaltensweisen identifiziert, die aufhorchen lassen sollten:

  • Mangelndes Schuldbewusstsein: Nach Fehlverhalten zeigen sie wenig echte Reue oder schieben die Schuld komplett auf andere
  • Ständige Entwertung: Dein Partner kritisiert dich regelmäßig oder wertet dich ab, besonders vor anderen Menschen
  • Projektion: Sie beschuldigen dich ständig der Untreue, obwohl du absolut treu bist
  • Übermäßige Geheimhaltung: Extremer Schutz von Handy, Computer oder sozialen Kontakten ohne nachvollziehbaren Grund
  • Grandiosität: Sie halten sich für etwas Besseres und glauben, normale Regeln gelten nicht für sie

Die Kindheits-Verbindung: Wie Bindungsstile deine Treue beeinflussen

Ein oft übersehener Aspekt ist der Bindungsstil. Forschungen von Brennan und Shaver aus 1998, später erweitert von Schimmenti und Kollegen 2017, zeigen: Die Art, wie wir in der frühen Kindheit gelernt haben, Beziehungen zu führen, prägt uns ein Leben lang.

Menschen mit einem „vermeidenden“ Bindungsstil haben oft Schwierigkeiten mit echter Intimität und schaffen bewusst emotionalen Abstand – manchmal durch Untreue. Menschen mit „ängstlichem“ Bindungsstil haben paradoxerweise solche Angst vor dem Verlassenwerden, dass sie durch ihr Verhalten genau das provozieren, was sie am meisten fürchten.

Das Faszinierende: Diese Muster laufen meist völlig unbewusst ab. Die Person weiß möglicherweise selbst nicht, warum sie bestimmte Entscheidungen trifft oder sich in Beziehungen auf eine bestimmte Art verhält.

Was in deinem Gehirn passiert: Die Neurobiologie der Untreue

Auf neurologischer Ebene ist Untreue ein Feuerwerk im Belohnungssystem des Gehirns. Studien von Acevedo und Fisher aus 2012 und 2016 zeigen: Das Dopamin-System springt bei neuen, aufregenden Begegnungen besonders stark an. Das war evolutionär sinnvoll – es half unseren Vorfahren, neue Territorien zu erkunden und sich fortzupflanzen.

Bei Menschen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen kann dieses System jedoch überaktiv sein oder schlechter reguliert werden. Sie brauchen stärkere und häufigere „Dopamin-Kicks“, um sich gut zu fühlen. Eine stabile, vertraute Beziehung wirkt dann langweilig, während neue Eroberungen einen regelrechten neurologischen Rausch auslösen.

Nicht alles ist schwarz-weiß: Die Komplexität menschlicher Entscheidungen

Hier wird es wichtig zu differenzieren: Nicht jeder Mensch, der fremdgeht, hat eine Persönlichkeitsstörung, und nicht jeder mit narzisstischen oder impulsiven Zügen wird automatisch untreu. Menschen sind komplexe Wesen, und ihre Entscheidungen entstehen aus einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren.

Manchmal spielen völlig andere Aspekte eine Rolle: Eine Midlife-Crisis, ungelöste Beziehungsprobleme, Alkohol, der die Hemmschwelle senkt, oder einfach eine ungünstige Kombination aus Gelegenheit und emotionaler Verfassung. Die Forschung zeigt aber deutlich: Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale erhöhen das statistische Risiko erheblich.

Es ist wie beim Rauchen und Lungenkrebs – nicht jeder Raucher wird krank, aber die Wahrscheinlichkeit ist deutlich höher. Genauso verhält es sich mit Persönlichkeitsmerkmalen und Untreue.

Hoffnung am Horizont: Persönlichkeit ist nicht in Stein gemeißelt

Die gute Nachricht: Persönlichkeit ist veränderbar. Longitudinale Studien von Roberts und Kollegen aus 2017 bestätigen, dass Menschen lernen können, ihre Impulse besser zu kontrollieren, Empathie zu entwickeln und bewusster mit ihren Beziehungen umzugehen.

Das erfordert allerdings echte Einsicht, den Willen zur Veränderung und oft professionelle Hilfe. Therapie kann besonders wertvoll sein, um die zugrundeliegenden Bedürfnisse und Ängste zu verstehen, die zu problematischem Verhalten führen. Manchmal steckt hinter scheinbar egoistischem Verhalten eine tiefe Unsicherheit oder alte Verletzungen.

Schutz für dein Herz: Wie du bewusste Entscheidungen triffst

Das Verstehen dieser psychologischen Mechanismen kann dir helfen, bewusstere Entscheidungen in deinen Beziehungen zu treffen. Es geht nicht darum, paranoid zu werden oder jeden neuen Partner zu pathologisieren. Vielmehr geht es darum, frühe Warnsignale zu erkennen und dein eigenes Wohlbefinden zu schützen.

Vertraue deinem Bauchgefühl, wenn sich etwas nicht richtig anfühlt. Achte auf Konsistenz zwischen Worten und Taten. Beobachte, wie dein Partner mit anderen Menschen umgeht, besonders mit denen, die ihm nichts „bieten“ können. Und vor allem: Arbeite an deinem eigenen Selbstwert, damit du nicht in toxischen Dynamiken hängen bleibst.

Die Forschung zu Untreue und Persönlichkeit zeigt uns, dass Betrug selten aus dem Nichts kommt. Es gibt meist Muster, Warnsignale und psychologische Faktoren im Spiel. Das macht den Schmerz nicht weniger real, aber es kann helfen, die Situation besser einzuordnen und für die Zukunft zu lernen. Denn jeder verdient eine Beziehung, die auf Vertrauen, Respekt und echter Verbindung basiert – nicht auf Ego-Trips, impulsiven Entscheidungen oder dem endlosen Streben nach Bestätigung von außen.

Welcher dunkle Wesenszug ist am gefährlichsten für Beziehungen?
Narzissmus
Psychopathie
Machiavellismus
Sadismus
Impulsivität

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